Omega Speedmaster Moonwatch – die nächste Generation

Wie ist die Speedmaster Moonwatch eigentlich zu dem legendären Modell geworden, das es heute ist? Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Stationen der Evolution des Chronographen.

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2021 ist das Jahr, in dem eine weitere Generation der legendären Speedmaster Moonwatch von Omega auf den Markt kommt. Trotz der technologischen Aktualisierung wurde das bewährte Design der Moonwatch übrigens nahezu unverändert beibehalten – denn darauf achten treue Fans des Chronographen besonders.

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1957: Die Geburtsstunde der Omega Speedmaster

Lange bevor aus ihr die legendäre Moonwatch wurde, sollte die Omega Speedmaster ab 1957 als robuster Chronograph bei Autorennen überzeugen. Leichte Ablesbarkeit und ein wasserdichtes Gehäuse waren dabei selbstverständlich. Vorreiter war das Modell hingegen beim Design, denn es handelte sich um das weltweit erste Modell mit Tachymeterskala auf der Lünette – zuvor war diese stets auf dem Zifferblatt untergebracht.

1963: Die NASA sucht einen zuverlässigen Chronographen für Astronauten

Die ersten Erfahrungen der bemannten Raumfahrt zeigten schnell den Bedarf für zuverlässige und robuste Chronographen auf. Gegen Ende des Mercury-Programms definierte die NASA ihre Anforderungen in einer konkreten Anfrage an diverse renommierte Uhrenhersteller in aller Welt, auf die jedoch nur vier Manufakturen überhaupt antworteten:

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  • Omega
  • Longines Wittnauer
  • Rolex
  • Hamilton

Da Hamilton nur Taschenuhren mit der entsprechenden Zertifizierung anbieten konnte, wurde sie im weiteren Verlauf der Ausschreibung nicht mehr berücksichtigt, da die NASA unbedingt einen Armband-Chronographen für Astronauten benötigte.

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1965: Die NASA-Qualifikation erlaubt keine Kompromisse

In der konkreten Anforderung für die Testreihen bat die NASA die drei verbliebenen Hersteller, entsprechende Armbanduhr-Chronographen einzureichen, die sich dann unter den teilweise extremen Anforderungen zu bewähren hatten. Zu diesen sehr intensiven und anspruchsvollen Tests gehörten unter anderem Versuche im Vakuum, Vibrationstests, Tests zur Temperaturbeständigkeit sowie zur Resistenz gegen Stösse.

So wurden die Uhren für den Temperaturtest über zwei Tage hinweg einer Hitze von 71° bis 93° Celsius ausgesetzt, um anschliessend auf minus 18° C schockgefrostet zu werden. Anschliessend mussten die Chronographen eine weitere Erhitzung auf 93°C in einer Vakuum-Kammer überstehen. Abgeschlossen wurde der Temperaturtest mit der erneuten Aufheizung auf 70 Grad und der sofortigen Abkühlung auf minus 18 Grad. Dieser letzte Test wurde fünfzehnmal in Folge durchgeführt. Temperaturbeständigkeit war jedoch nicht die einzige Testkategorie, so dass die Strapazen für die Uhren noch lange kein Ende hatten. Die Ergebnisse waren für einige Hersteller ernüchternd.

Rolex Cosmograf-Chronograph

Die Kooperation zwischen Rolex und NASA sollte mit dem sogenannten Pre-Daytona-Modell den Cosmograf-Chronographen (ref. 6238) begründet werden, das mit dem Valjoux-72-Uhrwerk ausgestattet war. Während der relativen Feuchtigkeitstest blieb sie zweimal komplett stehen und wies beim Hochtemperaturtest ein katastrophales Materialversagen des Sekundenzeigers auf. Dieser krümmte sich derart, dass die anderen Zeiger blockiert wurden. Damit endete die Zusammenarbeit von Rolex und NASA bei diesem Projekt, denn weitere Tests wurden mit den Modellen nicht mehr durchgeführt.

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Longines Wittnauer Chronograph

Auch Longines musste angesichts der Testergebnisse die Segel streichen, da sich während der Prüfungen der Hochtemperatur-Eigenschaften bei einer Uhr das Glas bog. Ein zweites Exemplar versagte hingegen bei der Dekompressionsprüfung auf gleiche Weise. Damit schieden die Longines-Wittnauer-Chronographen aus dem Wettbewerb aus.

Angesichts der teilweise extremen Anforderungen der NASA schickte Omega Exemplare der dritten Generation von Speedmaster-Chronographen (ref. 105.003) ins Rennen. Dabei zeigten sich Probleme bei Dekompressions- und Beschleunigungstests, nach denen das Uhrwerk 21 Minuten vor- bzw. 15 Minuten nachging. Problematisch war ausserdem die Leuchtmasse des Zifferblatts, die regelrecht zerstört wurde. Obwohl auch die Uhren dieses Herstellers nicht alle Anforderungen perfekt erfüllen konnten, überlebten die Chronographen insgesamt alle Tests und ihre Funktion wurde als befriedigend eingestuft. In der Folge erhielt die Omega Speedmaster am 1. März 1965 das Prädikat „flugtauglich für alle bemannten Raumfahrtmissionen“ durch die NASA.

Omega Speedmaster NASA Accepted
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Bereits drei Wochen später absolvierte die Speedmaster an den Handgelenken von Virgil „Gus“ Grissom und John Young bei der Gemini-3-Mission ihren Erstflug ins Weltall.

Gemini 3 Mission

1965: Der erste amerikanische Weltraumspaziergang – und die Speedmaster war dabei

Der erste US-Astronaut, der seine Raumkapsel zu einem 23-minütigen Weltraumspaziergang verliess, war Edward White. Selbstverständlich trug er dabei seine zuverlässige Omega Speedmaster am Handgelenk, die hierfür eigens von der NASA einer neuen Qualifizierung unterzogen wurde.

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1965: Das Moonwatch Design wird geboren

Die Mondlandungen, die Präsident John F. Kennedy in seiner berühmten Rede für das Ende des Jahrzehnts angekündigt hatte, erforderten ein Update der zuverlässigen Speedmaster. Damit wurde der eigentliche Moonwatch-Stil geboren, für den Omega und NASA eng kooperierten. Diese neuen Speedmaster-Modelle mit den Bezeichnungen 105.012 bzw. 145.012 verfügten über ein asymmetrisches Gehäuse und verdrehte Bandanstösse, wodurch Krone und Drücker besser geschützt wurden. Auf dem Zifferblatt wurde erstmals die Zusatzbezeichnung „Professional“ aufgedruckt. Es waren diese Moonwacth-Professional-Modelle, die gemeinsam mit den Astronauten von Apollo 11 den Mond erreichten und als erste Uhren überhaupt dort getragen wurden.

1969: Die Mondlandung verändert die Welt

Das Gelingen der Apollo-11-Mission war einer der wichtigsten wissenschaftlichen Durchbrüche der Geschichte. Am 21. Juli 1969 betraten Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin als erste Menschen den Mond. Interessanterweise trug nur Aldrin seine Moonwatch Professional, da Armstrong seinen Chronographen an Bord der Raumfähre Eagle gelassen hatte. Die Mondlandung stellt sicher einen besonderen Meilenstein dar in der Zusammenarbeit zwischen Omega und NASA – und markiert darüber hinaus den Triumph von Innovation, Mut und nie dagewesener Kompetenz.

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1969-1972: Mondlandungen als Routine?

Bei allen weiteren erfolgreichen Mondlandungen von Apollo 12, 14, 15, 16 und 17 war die Omega Speedmaster Moonwatch mit dabei. Zum buchstäblichen Retter in der Not wurde die Omega allerdings für die Besatzung von Apollo 13. Nachdem das Schiff wegen einer Explosion an Bord viele wichtige Systeme verloren hatte, war an eine reguläre Mondlandung nicht mehr zu denken. Stattdessen ging es nur noch darum, die Astronauten lebend zur Erde zurückzubringen. Entscheidend war dabei die Omega Speedmaster, denn sie war unentbehrlich für die präzisen Manöver und Triebwerkszündungen, die sekundengenau durchgeführt werden mussten.

Doch auch nach der Beendigung des Mondprogramms dienten die Speedmaster-Chronographen weiterhin zuverlässig in der Raumfahrt. Seit dem historischen Kopplungsmanöver zwischen einer sowjetischen Soyuz-Kapsel und einem amerikanischen Apollo-Raumschiff im Jahre 1975 ist die Moonwatch zum Standard-Chronographen der weltweit wichtigsten Raumfahrtagenturen geworden. Übrigens kostete 1974 ein Exemplar der Omega Speedmaster mit Stahlband 520 Schweizer Franken.

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2020 Master-Chronometer-Zertifizierung

Machen wir einen Sprung in die heutige Zeit. Die erfolgreiche Speedmaster Moonwatch war für eine weitere Überarbeitung fällig, um aktuelle Entwicklungen der Technologie in das bewährte Designkonzept zu integrieren. Letzteres ist für Fans dieses Modells sehr wichtig, denn das klassische Design soll nach Möglichkeit nicht oder nur sehr gering verändert werden. Dementsprechend dauerte es ganze vier Jahre, um das aktuelle Kaliber der Moonwatch-Familie zu entwickeln.

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Eine Besonderheit ist dabei die neue Master-Chronometer-Zertifizierung nach METAS-Standard. Hierfür wurden für das im Jahr 2019 vorgestellte Kaliber 3861 nochmals Details wie Gangreserve, magnetische Widerstandsfähigkeit und die chronometrische Leistung verbessert. Hinzu kommen technische Innovationen im Uhrwerk selbst, wie etwa die Co-Axial-Hemmung oder die Si14-Uhrenspirale aus Silizium, die ein vorbildliches Absolvieren der acht Master Chronometer Tests massgeblich ermöglichen. Inspiriert wurde diese inzwischen vierte Generation der Moonwatch (ref. ST 105.012) von den Originalmodellen der Apollo-11-Mission von 1969 und ist in Sammlerkreisen sehr beliebt.

Die Resistenz gegen magnetische Einflüsse ist übrigens keine reine Spielerei, die für Normalbürger keine Relevanz hat. Vielmehr steigen Anzahl und Stärke der Magnetfelder, denen wir täglich durch Mobiltelefone, Computer, Unterhaltungselektronik und andere elektrische Geräte ausgesetzt sind. Derartige Magnetfelder können Chronometer durchaus negativ beeinflussen. Eine Moonwatch Professional des Kalibers 3861 ist so gut gegen Magnetismus geschützt, dass sie sogar unter dem Einfluss extrem starker Magnetfelder eines durchschnittlichen Kernspintomographen bis zu einer Intensität von 15.000 Gauss noch immer die exakte Zeit anzeigen kann.