Die Entstehung der TUDOR-Manufaktur

Der im Jahr 1926 gegründete Uhrenhersteller TUDOR eröffnete im Jahr 2023 seine neue Manufaktur in Le Locle. Die neue Manufaktur im Kanton Neuenburg wird mit dem Werkhersteller Kenissi geteilt. Dieses Arrangement hat gute Gründe.

Um die Wurzeln von TUDOR und deren Uhrwerken verstehen zu können, müssen wir zuerst in die Vergangenheit reisen. Untenstehend ist ein Inserat für die Oyster Prince aus dem Jahr 1952 abgebildet.

Vor 2010 war TUDOR praktisch nur als die weniger bekannte Zweitmarke von Rolex bekannt gewesen. Die Zeitmesser glichen in ihrem Aussehen stark den Rolex-Uhren, aber anders als bei diesen tickten in ihrem Innern nicht deren Uhrwerke.

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Vor der letzten Jahrtausendwende wurden unter anderem Fleurier- oder Valjoux-Uhrwerke verbaut, danach die qualitativ hochwertigen Werke von der Firma ETA (die ETA SA Manufacture Horlogère Suisse ist eine Schweizer Uhrenmanufaktur, welche zur Swatch Group gehört).

Links abgebildet ist die erste TUDOR-Taucheruhr, welche 1954 vorgestellt wurde. Sie trug den Namen Oyster Prince Submariner, Referenz 7922. Eine Armbanduhr mit Selbstaufzug, wie es sie in der Kollektion der Marke bisher noch nicht gegeben hatte, mit den typischen Funktionsmerkmalen einer Taucheruhr. Unten abgebildet ist die Neuinterpretation, die Black Bay 54.

In dieser Periode begann ETA jedoch damit, die Lieferungen von Uhrwerken und Komponenten an externe Unternehmen einzuschränken und setzte diesen Trend in den kommenden Jahren fort. Ende 2019 kündigten sie dann den Lieferstopp an Drittfirmen an. Im Vergleich zu den anderen ETA-Kunden musste sich TUDOR aber keine Gedanken darüber machen, da die Manufaktur in Le Locle bereits in Planung war.

2015: Erstes TUDOR-Manufakturwerk

Noch bevor das neue Manufakturzentrum eröffnet wurde, führte man im Jahre 2015 bereits das erste Manufakturwerk ein. Dieses Werk wurde als MT5621 bezeichnet und war Teil der Bemühungen von TUDOR, mehr Unabhängigkeit in Bezug auf die Uhrwerksherstellung zu erreichen. Im Jahr 2015 wurde dieser Traum mit der Einführung der North Flag Wirklichkeit.

2016: Die Gründung

Im folgenden Jahr gründete die Genfer Uhrenmarke das Unternehmen Kenissi, um die Entwicklung und Produktion ihrer eigenen Uhrwerke voranzutreiben. Zusätzlich wollte Kenissi sein Know-how mit ausgewählten Drittmarken teilen, in dem sie ihre Basiskaliber anbieten. Heute gehören Marken wie Breitling, Norqain und Tag Heuer zu ihren Kunden.

Die Schweizer Uhrenindustrie blickt auf eine lange Tradition in der Herstellung hochwertiger und präziser mechanischer Uhren zurück. Durch Kenissi erhalten nun auch kleinere Schweizer Uhrenmarken die Möglichkeit, erstklassige Uhrwerke einzusetzen, was ihre Position innerhalb der Branche stärkt und den Ruf der Schweiz als führendes Zentrum für feine Uhrmacherkunst weiter festigt.

2018: Der Baubeginn

Das Ziel war, die für die Montage zuständigen Abteilungen von Montres TUDOR S.A. in Genf näher an die Tochter­gesellschaften und Zulieferer der Firma im Schweizer Jura zu bringen. Die Fertigungsstätte im typischen TUDOR-Rot wie auch das angebaute Kenissi-Gebäude wurden 2021 fertiggestellt und im März 2023 während der Uhren­messe Watches and Wonders in Genf, der wichtigsten Messe für Schweizer Luxus -Uhren­marken, offiziell eröffnet.

TUDOR-Manufaktur-Baustelle

2023: Die Eröffnung

Die Manufaktur, die ganz in TUDOR-Rot gehalten ist, erstreckt sich über vier Etagen und umfasst eine Gesamtfläche von 5.500 Quadratmetern. Sie ist räumlich und visuell mit der benachbarten Manufaktur Kenissi verbunden, die 2016 als Fertigungsstätte für TUDOR-Uhrwerke gegründet wurde.

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Dank Kenissi (linker und grauer Teil der Manufaktur) und einem Netzwerk von TUDOR-Tochtergesellschaften konnte die Marke die Entwicklung und Produktion hochleistungsfähiger mechanischer Kaliber übernehmen. Auf diese Weise kontrolliert TUDOR nun vollständig die Herstellung strategischer Komponenten und kann somit die Qualität gewährleisten.

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Biologisches Gleichgewicht und Harmonie

Die mehr als 400 Solarzellen decken den Grossteil des Energiebedarfs ab. Ein weiteres Thema ist absolute Sauberkeit. Jedes Staubkorn kann die einwandfreie Funktionalität eines mechanischen Uhrwerks beeinträchtigen. Auf dem Gelände wurden ausschliesslich endemische Pflanzen des Jura gepflanzt, um das empfindliche biologische Gleichgewicht der Region nicht zu beeinflussen.

Jede Stunde wird die Luft in den Ateliers 3,5 Mal von der Decke zum Boden umgewälzt. Temperatur und Luftfeuchtigkeit stehen unter permanenter Kontrolle. Im Falle eines Brandes hat sich die Manufaktur ebenfalls gut gewappnet. Gasflaschen, die sich im Keller befinden, würden das Feuer im Brandfall mit Hilfe von Stickstoff und anderen Gasen ersticken, ohne dass kostbare Komponenten durch Wasser zu Schaden kommen.

METAS-Zertifizierung

Das Jahr 2015 begann und Omega setzte einen neuen Meilenstein in der Uhrmacherei. In Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) setzten sie einen neuen Massstab in der Testung von Uhren. Zu dem altbekannten COSC- Zertifikat (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres),  welches zusätzlich ausgestellt wird, kommt nun ein Zertifikat von METAS dazu. Im Jahre 2021 hat TUDOR die erste METAS-zertifizierte Armbanduhr präsentiert, und zwar die Black Bay Ceramic. 2023 wurde die Black Bay Burgundy vorgestellt, welche auch mit dem neuen METAS-Standard kommt. Die Richtung, in die TUDOR geht, ist klar und zeigt den uneingeschränkten Drang nach Perfektion.

Die Einrichtung der Manufaktur stellt einen bedeutenden Schritt in ihrer Geschichte dar und wird TUDOR in den kommenden Jahren massgeblich unterstützen. Darüber hinaus strebt die Marke danach, erstklassige Luxusuhren zu einem optimalen Preis herzustellen. Die Errichtung der Manufaktur ist somit ein entscheidender Schritt auf diesem Weg und wird TUDOR in den kommenden Jahren dabei unterstützen, dieses Vorhaben zu verwirklichen.

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